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Wort zum Wochenende

Dankbar - auch in diesen Zeiten?

Dankbarkeit ist wohl nicht das erste Gefühl, das uns im Blick auf dieses Jahr überkommt, so Dekan Werner Vollmuth

Dankbarkeit ist wohl nicht das erste Gefühl, das uns im Blick auf dieses Jahr überkommt. Da ist eher von Corona die Rede, von Einschränkungen, die wir hinnehmen mussten, da ist so vieles, was uns belastet. Und doch feiern wir am Sonntag Erntedankfest. Das ist immer so um diese Zeit. Manche werden sagen, dass sie nicht viel zu danken haben. Der Wein ist teils erfroren, manche Blüten hat der Frost erwischt und damit die Frucht verhindert. Und dann die große Trockenheit. Auch bei Getreide und Mais ist die Ernte teils nicht zur Zufriedenheit der Bauern ausgefallen. Erntedank feiern ist für manche nicht dran.

Und trotzdem feiern wir diesen Danksonntag im Jahreskreis. Wer ehrlich ist, findet genügend Gründe, Dank zu sagen. Danke können wir sagen für das Leben überhaupt. Es geht uns doch im Großen und Ganzen gut. Und da müssen wir gar nicht hinweisen auf jene, denen es schlechter geht als uns. Selbst in der Hochcoronazeit hatten wir in Deutschland viele Freiheiten. Gewiss gab es große Einschränkungen für die Menschen in den Krankenhäusern und vor allem in den Altenheimen. Viele litten unter der Ein­samkeit und der Isolation. Auch für die Kinder war es schwierig, weil sie nicht in den Kindergarten durften und nicht in die Schule. Sogar bei solchen, die normalerweise nicht gern in die Schule gehen, wuchs die Sehnsucht nach der Schule und nach den Freunden und Freundinnen. Was man nicht hat, worauf man verzichten muss, dessen Wert erkennt man erst, wenn es nicht mehr selbstverständlich ist. Auch für viele Arbeitnehmer war es schwierig, aber die meisten hatten Kurzarbeit und damit Zeit für ihre Familien. Gewiss gab es weniger Einkommen, aber es gab auch weniger Möglichkeiten, es auszugeben.

Ich selbst freute mich über die Tatsache, dass alles etwas ruhiger lief und ich dadurch viel Zeit hatte für mich und für Kontakte, auch wenn diese überwiegend nur telefonisch möglich waren.

Ich bin sicher, manche werden dennoch sagen: Aber wir haben in diesem Jahr wirklich keinen Grund zur Dankbarkeit. Wir sind in unserer Existenz bedroht, die Reserven sind aufgebraucht, wir haben keine Zukunftsperspektive.

Als Glaubender habe ich hier einen anderen Standpunkt. Ich sehe die Nöte, in die ich selbst gerate, und verleugne sie nicht. Dennoch weiß ich, dass ich aus der Hoffnung leben darf. Gott ist es, der mein Leben in der Hand hat. Gott ist es, der mir die Augen und das Herz öffnet, damit ich den Bruder und die Schwester wahrnehme und zusammen mit ihnen im Hier und Heute nach Wegen in eine gute Zukunft suchen und diese dann auch gehen kann.

Miteinander und im Vertrauen auf den Beistand Gottes werden wir auch in diesen unsicheren Zeiten neue Wege finden für uns Menschen in Gottes schöner Welt.

Werner Vollmuth

Priesterseelsorger und Dekan für die Stadt Würzburg