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Wort zum Wochenende

Das Licht der guten Nachrichten

Vielleicht braucht es im Licht der alltäglichen guten Nachrichten gar nicht so viel Augen- und Brillenwischerei. Denn das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Man sieht nur mit dem Herzen gut, so Studentenpfarrer Ralph Baudisch

Maske und Brille ist eine blöde Kombination, sie nimmt einem neben dem Atem auch die Sicht. Ganz egal, wie fest ich den Maskendraht an die Nase drücke, die Brille beschlägt ständig. Man ist also dauernd mit Wischen, Auf- und Absetzen, mit den Bügeln und Riemchen und Ohren und Nase und Draht beschäftigt. Dabei würde ich, wenn ich schon mal Menschen sehe, mein Gegenüber gerne auch wahrnehmen, die kurzen Begegnungen zum Hören und Reden nutzen, den Ausdruck der Augen überm Stoffrand ergründen und auch die so interessant improvisierten Frisuren bewundern.

Benebelt bin ich schon oft genug und seit fast einem Jahr immer häufiger. Im letzten Frühling war es noch interessant, das Loslassen von Plänen, Beschränken von Bezügen, Absagen von Terminen wegen höherer Gewalt, aus Rücksicht auf Wichtigeres. Spätestens in diesen Winterwochen drückt es aufs Gemüt. Und keiner kann sagen, wie lange es noch gehen soll, das Stochern im Nebel.

Viele sagen: „Wer wird uns Gutes sehen lassen?“ Der Monatsspruch für diesen Januar aus dem 4.Psalm wirkt wie aus unseren Ängsten destilliert. Die Antwort des Beters ist eine Bitte um Licht und um ein Gesicht: Herr, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes! Die Sehnsucht nach Licht und Leben, Gesichtern und Nähe ist groß. Und die Nachrichtenlage so grau wie monoton: Corona allenthalben.

Dabei, Lesebrille aufgesetzt, gibt es sie doch: die anderen Nachrichten! Die vom grünen Band zum Beispiel, das endlich gepflanzt wird über Tausende Kilometer südlich der Sahara, um das Wachsen der Wüste zu stoppen: Die Bilder von Dakar bis Djibouti, wo unzählige Frauen und Männer gerade kleine grüne Setzlinge in den Lehmboden stecken, damit ihre Kinder einmal im Schatten der Bäume ruhen und ernten können.

Es gibt auch im deutschen Januar 2021 die „Stunde der Gartenvögel“, bei der so viele Menschen wie nie die geflügelten Gäste in ihren Gärten betrachtet, benannt und gezählt haben, in der Hoffnung, dass Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar auch den kommenden Frühling vielstimmig erfüllen.

Es gibt Eltern, die mit ihren Kindern Schlitten fahren – in echt, lachend, auf Holzrodeln oder Plastikbobs, und so die Familie das ganze Geschimpfe und Generve mal vergessen lassen. Es gibt den Lehrer, der zum Jahresbeginn die Schüler alle einzeln zuhause anruft, um mal zu hören, wie es so geht. Und die Managerin, die jetzt, von einer Corona-Infektion genesen, ein Impfzentrum leitet. Es gibt nun einen ernsten und freundlichen älteren Herrn als Präsident des (konflikt)reichsten Landes dieser Welt, der Fehler auch Fehler nennt und Verantwortung Verantwortung.

Viele sagen: „Wer wird uns Gutes sehen lassen?“Herr, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes! – Vielleicht braucht es im Licht dieser alltäglichen guten Nachrichten gar nicht so viel Augen- und Brillenwischerei. Antoine de Saint-Exupéry, der Flieger mit dem scharfen Blick, sah es und sagte es so: „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Man sieht nur mit dem Herzen gut.

Ralph Baudisch

Hochschulpfarrer Evang. Studentengemeinde Würzburg