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Wort zum Wochenende

Leuchtfeuer in den Fenstern

Einblicke in das griechische Weihnachtsfest von Erzpriester Martinos Petzolt

Wenn im Dezember der Strand leer ist, das Vieh im Stall steht, die Häuschen winterfest gemacht sind und sich vor den Regengüssen und Winterstürmen ducken, schmücken griechische Frauen Schiffchen und stellen sie beleuchtet ins Fenster. Sie erwarten die Rückkehr ihrer Männer, Brüder, Söhne oder Enkel, die als Fischer von ihren langen Touren zurückkommen sollen, das gefährliche Schwammtauchen im Winter unterbrechen oder zum Heimaturlaub nach der Heuer auf internationalen Handelsschiffen heimkehren. So wurde das geschmückte beleuchtete Schiffchen in Griechenland zum Symbol für Weihnachten und Jahresende, Familienzusammensein und Winterruhe. Es ziert Wohnzimmerfensterbänke, beleuchtet öffentliche Plätze und strahlt in Hafenanlagen.

Es wäre naheliegend, an westliche Adventslieder mit Schiffssymbolik zu denken, etwa das uralte Adventslied: „Es kommt ein Schiff geladen“. Doch es ist bemerkenswert, dass sich die griechisch-orthodoxe Kirche jeder frommen Umdeutung und Umwidmung dieser dörflichen Fischerei- und Seefahrertradition enthalten hat. Auch wenn in allen Kirchen Schiffchen in jeder Form und Größe als Votivgaben und Dankeserweise für glückliche Heimkehr von Kronleuchtern und Öllampen baumeln, ist das Schiff immer ein Gegenstand des Alltags und Broterwerbs geblieben, in dem sich freilich auch viele menschliche Empfindungen, Wünsche, Sehnsüchte und auch Ängste und Sorgen bündeln. Mehr braucht es auch gar nicht für das so elementare Gefühl von Heimat, Arbeit und Familie, für das jede religiöse oder gar mystische Überhöhung überflüssig ist.

Vielleicht sind gerade diese thematischen Überlastungen das Problem des westlichen Weihnachten, wo alles auf den einzigen Weihnachtsabend projiziert und konzentriert wird; Familienfest, Geschenkeaustausch, Romantik und auch noch die Christgeburt. Die Griechen freuen sich nach einer vierzigtägigen Fastenzeit auf das Fest der Geburt Christi und natürlich auf den Genuss aller Speisen, auf die sie in der veganen Zeit verzichtet haben. Wie alle sind sie glücklich, wenn sie das im Kreise der Familie tun und gemeinsam das Jahr ausklingen lassen können. Schön, wenn auch die heutigen Argonauten, die als Gastarbeiter bis nach Amerika und Australien ausgewandert sind, mit ihren modernen Luftschiffen in ihre Dörfer zurückgebracht werden, wo in den Fenstern wie kleine Leuchtfeuer die geschmückten Schiffchen warten.

Natürlich kommt niemand mit leeren Händen zu Besuch, aber das gilt immer und hat nichts mit Weihnachten zu tun. In der christlichen orthodoxen Welt ist nicht das Christkind Überbringer von Gaben und Geschenken, sondern der heilige Vasilios, der schon Zeit seines Lebens ein Vorbild tätiger christlicher Nächstenliebe war. Sein Namenstag fällt auf den Neujahrstag und deshalb ist der Jahresbeginn die Gelegenheit, Geschenke auszutauschen. So einfach ist es, Weihnachten zu entlasten und das zu feiern, was wirklich Thema ist, das Fest der Geburt Jesu Christi.

Erzpriester Martinos Petzolt