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Wort zum Wochenende

Martin Luthers Aufruf zur Umkehr

Gedanken zum Reformationsfest von Dekan Dr. Wenrich Slenczka

Am 31. Oktober feiern die Evangelischen ihr Reformationsfest. Man kann darüber die Nase rümpfen und Eigenlob dahinter vermuten. Schließlich ist Eigenlob ein verbreitetes Mittel, von eigenen Fehlern abzulenken. Davor ist auch eine Kirche nicht gefeit. Als sich neulich bei einer kirchlichen Versammlung leichte Kritik am Umgang mit den Coronamaßnahmen in der Karwoche und an Ostern erhob, erscholl von vielen Beteiligten das Lob über das Verhalten der Kirche. Alles sei richtig gemacht worden. Das Schweigen der Kirche sei ein großartiges Zeichen. Die vielen digitalen Angebote und die hohen Einschaltquoten im Fernsehen belegten, wie gut man gehandelt habe. Es klang doch nach einer Theologie der (Selbst-)Herrlichkeit.

Martin Luther stellt der Theologie der Herrlichkeit die Theologie des Kreuzes gegenüber. Beim Reformationsfest erinnern wir an die 95 Thesen Martin Luthers zum Ablass. Sie sind ein Aufruf zur Umkehr. In der ersten These heißt es: „Als unser Herr und Meister Jesus Christus sprach: ‚Tut Buße usw.‘, wollte er, dass das ganze Leben der Gläubigen eine Buße sei.“ Das Reformationsfest feiert die Besinnung und die Umkehr. Es geht dabei nicht um eine fortgesetzte Reformation, als wüssten wir von Jahr zu Jahr alles besser. Sondern es geht darum, sich auf Christus zu besinnen und zu ihm umzukehren.

Das ist Theologie des Kreuzes. Sie ist nicht auf (Selbst-)Herrlichkeit bedacht. Sie bleibt auch nicht dabei stehen, Gottes Allmacht, Allwissenheit und Allgegenwart zu einem endlosen Ruhmesgesang auszuwalzen. Sondern sie erkennt, dass auch Gottes Herrlichkeit dort am größten ist, wo er sich ganz klein macht: nämlich in Jesus Christus am Kreuz, der schreit: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.“

Im Frühjahr hat der Bundesgesundheitsminister gesagt, dass wir nach der Coronazeit einander vermutlich viel zu vergeben haben. Das war für mich die stärkste Äußerung in der ganzen Pandemiezeit. So sehr wir uns mühen und auch Erfolg haben, so sehr müssen wir im Blick haben, dass wir von der Vergebung leben. Das macht den Menschen tatsächlich frei, weil er nicht mehr auf seinen Erfolg oder Misserfolg reduziert wird. Diese Freiheit eines Christenmenschen wird am Reformationsfest gefeiert. Zu dieser Freiheit kehrt man um.

Dr. Wenrich Slenczka, Dekan des Evang.-Luth. Dekanates Würbzurg