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Wort zum Wochenende

Sie haben keinen Wein mehr

Die Freude geht mir aus, weil das Gute, das unsere Kirche nach wie vor bewirkt, kaum mehr wahrgenommen wird, so Alexandra Eck.

Ich komme gerade zurück von einer Reise nach Rom. Fünf Tage waren wir als Familie dort, haben die vielen Kirchen und das antike Rom besucht und an der Generalaudienz von Papst Franziskus auf dem Petersplatz teilgenommen.
Es ist beeindruckend, wie viele Menschen da Woche für Woche aus der ganzen Welt zusammen kommen: Zu Beginn werden die vielen Pilger jeweils in ihrer Muttersprache begrüßt. Zunächst auf Italienisch, dann auf Französisch, Englisch - auch Arabisch ist zu hören.

Hinter uns sitzt eine große, internationale Gruppe von Ordensfrauen. Laut jubeln auch sie immer dann, wenn sie ihre Muttersprache hören. Die Begeisterung schwappt über. Und als ein afrikanisches Lied angestimmt wird, wippen auch wir mit und klatschen im Takt dazu. Dann werden die deutschsprachigen Pilger auf dem Platz begrüßt - und jetzt ist nur sehr verhaltener Applaus zu hören und Jubelrufe bleiben ganz aus.

"Wie schade!", denke ich in diesem Moment. Und dieses Bedauern begleitet mich auch noch in den Tagen danach: Für mich ein sprechendes Bild für die aktuelle Situation in unserer Kirche hier in Deutschland - und zunehmend auch ein Bild für meinen eigenen Glauben: Die Freude geht mir aus!

Wir drehen uns als Kirche in Deutschland nur noch um uns selbst, wälzen Strukturfragen, debattieren und zerstreiten uns darüber und sind gefangen in den Missbrauchs-Vergehen, die zwar aufgearbeitet werden, aber uns immer wieder neu beschäftigen. Die Freude geht mir aus, weil das Gute, das unsere Kirche hier in Würzburg, deutschland- und weltweit nach wie vor bewirkt - wie die vielen caritativen Projekte, die Sorge um Geflüchtete, kranke und mittellose Menschen - kaum mehr wahr genommen wird, angesichts der vielen Negativschlagzeilen, die wir als Kirche aktuell auslösen.

Da denke ich an das Evangelium von der Hochzeit zu Kana: Dem Brautpaar geht der Wein aus. Der Wein - oder anders gesagt: die Freude. Maria, die Mutter Jesu, erkennt diese Not und macht Jesus darauf aufmerksam: Sie haben keinen Wein mehr! (Joh 2, 3) Sie vertraut darauf, dass Jesus helfen kann. Und Jesus verwandelt Wasser zu Wein.

Wenn sich doch auch meine dünner werdende Freude am Glauben und an meiner Kirche wieder in guten Wein verwandeln ließe!

Da wünsche auch ich mir Menschen, die mir - wie Maria - etwas abgeben von ihrem festen Vertrauen in die verwandelnde Kraft des christlichen Glaubens. Und ich wünsche mir, dass Maria wieder wahrhaft Urbild der Kirche ist, die die Not der Menschen sieht, wahrhaftig mit den Leidenden und Unterdrückten unserer Tage leidet und in ihrem Sprechen und Tun ehrlich und echt auf Christus verweist, damit der Wein der Glaubens-Freude nicht gänzlich versiegt.

Alexandra Eck, Referentin für die Dompastoral am Kiliansdom Würzburg