„Weißt du, wo der Himmel ist?“
Gestern war Vatertag. Ist doch gut, dass Väter ihren Feiertag haben, wo doch der Muttertag am zweiten Sonntag im Mai gefeiert wird. Vatertag – aber war da nicht noch etwas? Richtig! Christen feierten gestern Christi Himmelfahrt.
Himmelfahrt, was ist denn das?, wird der eine oder andere denken. Assoziieren wir damit nicht Raumfahrt, Mondbesteigung? Und wo ist denn eigentlich der Himmel? Kleine Kinder würden ihren Kopf strecken und mit der Hand nach oben zeigen: „Dort oben, über den Wolken, da ist der Himmel“. Da liegen die Kinder auch gar nicht so falsch. Für die Schilderung der Himmelfahrt Jesu in der Apostelgeschichte ist der die Erde überwölbende Himmel Gottes Ort. Denn vom Himmel aus, so das antike Weltbild, regiert Gott die Erde.
Der Himmel ist zugleich ein Ort der Sehnsucht. Bezeichnen wir nicht Augenblicke, in denen wir sehr glücklich sind, als himmlisch. Himmel, das ist immer schön, Himmel, das ist immer gut. So habe ich mich auf all die schönen Ereignisse, die geplanten Feste im Familien- und Freundeskreis gefreut, die dieser Frühsommer für mich bereithielt. Die Corona-Krise hat der Vorfreude einen Strich durch die Rechnung gemacht und somit das Wortspiel Himmel in seiner Bedeutung verändert. Nicht mehr die runden Geburtstagsfeiern im März, April und Juni, die so lange von den jungen Brautleuten geplante Hochzeit Anfang Mai, die Frühjahrsinvestitur meines Ritterordens in Regensburg öffneten für mich ein kleines Stück Himmel. Jetzt war es die Hoffnung, gesund zu bleiben, niemanden anzustecken, das Gespräch und das Gebet mit den Lieben am Telefon, Arbeiten gehen zu dürfen oder das Lächeln der Verkäuferin an der Kasse, der Zuspruch „bleibe behütet“. Diese dichte Atmosphäre der Verbundenheit war und ist für mich ein unvergessliches Glück, da berühren sich Himmel und Erde.
Der Himmel ist hier und heute. Der Himmel war gestern, er wird morgen sein und übermorgen. In Jesus sind Himmel und Erde miteinander verbunden. In einem modernen Kirchenlied heißt es: „Weißt du, wo der Himmel ist, außer oder innen? Eine Handbreit rechts und links, du bist mitten drinnen. Weißt du, wo der Himmel ist, nicht so tief verborgen. Einen Sprung aus dir heraus, aus dem Haus der Sorgen. Weißt du, wo der Himmel ist, nicht so hoch da oben. Sag doch ja zu dir und mir, du bist aufgehoben.“ Ja, Himmel ist da, wo Gott lebt.
Margit Rotter
Leiterin des Diözesanbüros Würzburg