„Friede sei mit euch“, lautet der Gruß Jesu nach seiner Auferstehung. Dies passt schwer in eine Zeit, in der das Wort Frieden fast verdächtig klingt und eine neue Euphorie für Waffensysteme entfacht wurde. Doch Ostern ist ein Fest des Friedens.
Auch Jesu letzte Worte kreisen um den Frieden: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.“ Und: „Stecke dein Schwert an seinen Ort“, als Petrus ihn verteidigen will. Selbst am Kreuz will er keine Rache: „Vater, vergib ihnen“. Ist das naiv?
In Gebeten meiner Schüler klingt oft der Wunsch: „dass die Kriege aufhören und Menschen aufeinander Acht geben.“ Naive Kinderträume?
Die Realität ist brutal: 473 Millionen Kinder leben in Konfliktgebieten. Im Gazastreifen starben über 15.000 Kinder, in der Ukraine über 650 – zehn davon am Palmsonntag. Nichts rechtfertigt ihren Tod. Jesus stellt uns wehrlose Kinder als Vorbild vor Augen. Ein irritierendes Bild in einem Europa, das Mauern höher bewertet als Gewaltprävention und mit Milliarden aufrüstet. Doch Mauern schützen nicht. Frieden ist immer ein Wagnis. Dietrich Bonhoeffer schrieb: „Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit.“ Nur das „Friede sei mit euch“ öffnet Herzen. Es bringt Licht in die Dunkelheit der Angst. Die Gemeinschaft Sant’Egidio weiß aus jahrzehntelanger Friedensarbeit: Echten Frieden gibt es nur durch Dialog – auch mit „Feinden“. Tragischerweise kürzen viele Länder gerade solche Friedensinitiativen.
Dieses Jahr feierten alle Christen weltweit gemeinsam Ostern, zeitgleich mit dem jüdischen Pessachfest und kurz nach dem muslimischen Ramadan. Ein starkes Zeichen: Dass alle eins seien. Der österliche Freudenruf „Halleluja“ wird in allen Sprachen gesungen: Der Tod und das Böse sind besiegt. Der Osterfriede kommt von unten. Vom Grab Jesu. Er wird von denen verkündet, die „unten“ stehen, den Frauen. Er lebt durch Begegnung, wird von Mund zu Mund weitergesagt. Er ist stärker als die Waffen. Wir alle können Zeichen dafür setzen: aufeinander zugehen, Kindern Zuwendung und Schutz geben. Denn, so der evangelische Theologe Jürgen Moltmann: „In jedem Kind wartet Gott auf den menschlichen Menschen.“
Papst Franziskus war eine starke Stimme für den Schutz der Schwachen und den Frieden. In seiner Predigt zur Osternacht heißt es: „Ostern bringt die gute Nachricht, dass, obwohl die Dinge in der Welt immer schlimmer zu werden scheinen, das Böse bereits besiegt ist. Geben wir dem Licht des Auferstandenen Raum! Und wir werden zu Bauleuten der Hoffnung für die Welt“. Der auferstandene Christus ruft uns, den Frieden aufzubauen – in unseren Herzen und in dieser Welt.
Pfarrerin Angelika Wagner