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Wort zum Wochenende

Der Tod ist keine Lösung

Vergesst die Toten nicht, so die evangelische Pfarrerin Angelika Wagner.

„Eigentlich sollte man nicht sterben“, sagte mein Vater nach dem Tod meiner Mutter. Manche versuchten ihn zu trösten: „Aber ihr Tod war doch eine Erlösung“. Naheliegend, nach acht Jahren zunehmender Demenz und Schwäche, in denen er sie stets zu Hause begleitet hatte. Nein, für ihn sei es keine Erlösung. Und für seine Ehefrau? In aller Bedürftigkeit hatte sie heiter gewirkt und nicht so, als warte sie auf den Tod.

„Wäre er, wäre sie doch nur nicht gestorben“. Wie viele haben diesen Satz im vergangenen Jahr gedacht, ausgesprochen, verzweifelt herausgeschrien, weil ihre Lieben starben, ertranken, verhungerten, getötet wurden. Wie viele Kinderleben wurden im Krieg ausgelöscht. Krieg tötet und verstetigt sich. Der Tod ist keine Lösung, kein zeitgemäßes Mittel der Politik.

„Ich will keine Tränen sehen“, singt Sarah Connor. „Ich will, dass ihr feiert, ich will, dass ihr tanzt!“. Nein – wenn wir aufhören zu trauern, verliert sich die Menschlichkeit. Während dieses Lied nach der schrecklichen Tötung des jungen „LingLing“ am Haugerkirchplatz in Würzburg erscholl, flossen unendlich viele Tränen. Die Trauer der Eltern um ihren Sohn ist unvorstellbar. Der Vater war es, der zu den über 500 jungen Menschen sprach: „Hört auf mit der Gewalt. Gewalt ist keine Lösung… Lasst die Liebe auf die Reise gehen, um uns alle wieder miteinander zu verbinden und damit eine neue und bessere Zukunft zu beginnen.“

Ein Leben und ein Sterben in Frieden, umgeben von lieben Menschen und gut versorgt, ist nicht selbstverständlich, sondern eine Gnade. Der Ewigkeitssonntag, wie die evangelischen Christen den Sonntag vor dem Advent nennen, erinnert uns daran: Vergesst die Toten nicht. Der Tod ist nie eine Lösung. Er ist kalt, brutal und hart. Egal, wen er trifft. „Es gibt kein christliches, muslimisches oder jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut“, sagte Margot Friedländer, die in Auschwitz unmenschliches Sterben mitansehen musste.

Lasst vielmehr die Liebe auf die Reise gehen. Gebt der Gnade Raum, gebt dem Leben Raum und tut alles dafür, dass die Kinder in Frieden aufwachsen und dass Menschen im Alter liebevoll begleitet werden.

„Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle“, sagt Jesus. Das Leben siegt über den Tod. Der Schlüssel für eine neue und bessere Zukunft ist das Leben, in dem wir einander stärken, schützen und nahe sind. Egal, welches Blut in unseren Adern fließt. Denn eigentlich sollten wir in Frieden leben.

Evangelische Pfarrerin Angelika Wagner