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Wort zum Wochenende

Die stille Nacht war tumulthaft

Historisch war die Weihnacht wohl eher tumulthaft, zumindest hell und laut, so Erzpriester Martinos Petzolt

Eine völlige Stilllegung des öffentlichen Lebens zu Weihnachten in diesen Tagen hat sich der Dichter des „Stille Nacht“ Joseph Mohr nicht vorstellen können und auch sicher nicht erwartet. Aber die „Stille Nacht“ zusammen mit Bildern einer romantischen Winternacht in den Voralpen haben die Weihnachtsvorstellungen weltweit geprägt, obwohl das berühmte Weihnachtslied nichts davon beschreibt und auch nur ein kleiner Teil der Christen in entsprechenden Klimazonen lebt.

Doch historisch war die Weihnacht wohl eher tumulthaft, zumindest hell und laut: Die Glorie des Herrn umstrahlte die Hirten, und ein ganzes Engelheer sang das Gloria auf den grünen Weidewiesen von Betlehem. Vermutlich ist auch die anschließende Beratschlagung der erschrockenen Hirten nicht eben leise vor sich gegangen. Ebenso wurden die Diskussionen der Experten des Herodes über den Sternenweg der Magier wohl lautstark und aufgeregt geführt. Und dann noch das Kinderschlachten und die Tränen der Mütter.

Ruhiger und mit weniger Aufsehen und Aufruhr war da sicherlich die Begegnung der Cousins Jesus von Nazareth mit Johannes dem Täufer am Jordan. Johannes weiß zwar genau, wer da kommt, aber Jesus hält sich bedeckt und versucht incognito zu bleiben. Aber in die Stille hinein bezeugt die himmlische Stimme Jesus als Sohn Gottes und der Geist kommt wie eine Taube auf ihn herab.

Obwohl das Fest der Theophanie am 6. Januar viel älter als Weihnachten ist und den dreifaltigen Gottesglauben des Christentums begründet, hat es im Brauchtum des Westen keine Spuren hinterlassen. Doch den Osten hat die Verbindung von Himmel und Erde, göttlicher Wirklichkeit und irdischem Leben, von mystischer Theologie und farbiger Bildhaftigkeit sehr beschäftigt. Leider ist es auch orthodoxen Christen dieses Jahr nicht möglich, in Scharen in die Natur zu strömen und sich an den Flüssen zu versammeln, um der Taufe Jesu im Jordan zu gedenken und sichtbar zu machen, wie die Menschwerdung Christi die ganze Natur gesegnet und geheiligt hat. Dabei wäre es wichtiger denn je zu erleben und zu bekennen, dass die Natur vom Schöpfer angenommen und geliebt ist. Derzeit beherrscht ja eher die Angst vor der Natur das Leben, weil sogar die Luft mit gefährlichen Aerosolen vergiftet und jeder Mensch ein Infektionsherd sein kann. Doch Brot und Wein, Wasser und Öl, die Stimme des Lobgesangs und die Hand zur Versöhnung ja sogar der Friedenskuss sind materielle und körperliche Ausdrucksweisen von Segen und göttlicher Heilsgegenwart. Hoffentlich wird die Pause nicht zu lang, damit all das, was menschliches Leben und christlichen Glauben kennzeichnet und ausdrückt, nicht in Vergessenheit gerät. Möge das Neue Jahr, das mit Verzicht beginnt, auch frohe Unbeschwertheit bringen, so wie jede Fastenzeit auf ein großes Fest hin ausgerichtet ist.

Erzpriester Martinos Petzolt