Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Wort zum Wochenende

Ein Apfelbäumchen planzen

Martin Luther, ein Mensch mit dem Herz auf dem richtigen Fleck, so Pfarrer Jürgen Reichel.

"Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, soll Martin Luther gesagt haben. Es würde zu ihm passen.

Mit dem Weltuntergang hat er sich ausgekannt. Wie wenige in seiner Zeit kannte er die Bibel von vorne bis hinten. Und – kaum noch jemand ist sich dessen bewusst – unsere heutigen Weltuntergangsphantasien entspringen zum großen Teil biblischen Motiven. Bis hin zu den zahlreichen Beinahe- oder Post-Apokalypsen der Filmindustrie.

Luther kannte sich auch deshalb mit Weltuntergängen aus, weil er meinte, am Ende der Zeit zu leben. Damit war er vor 500 Jahren nicht allein. Die Türken vor Wien, die Plünderung Roms durch die Heere des Kaisers, der Aufstand der Bauern und die religiösen Kämpfe deuteten viele in dieser Zeit als den Anfang vom Ende.

Aber Luther will ein Apfelbäumchen pflanzen. Er ist ein guter Seelsorger, würde ich sagen. Ein Mensch mit dem Herz auf dem richtigen Fleck. Jemand, der die Welt und die Menschen nicht aufgibt. Niemals.

Das möchte ich von Luther lernen. Nichts beschönigen. Nicht wegschauen. Gefährdungen der Zukunft ernst nehmen. Aber das mit der festen Überzeugung, dass wir für das Heute und das Morgen Sorge tragen können. Uns stehen genügend Apfelkernchen zur Verfügung, aus denen etwas wachsen kann. Dazu gehören unser frischer Geist, der sich auf unbequeme neue Situationen einstellen kann, und der Glaube an einen Gott, der Apfelbäumchen mehr liebt als Weltuntergänge.

Die besorgniserregenden Nachrichten nehmen uns schnell gefangen. Das ist heute nicht anders als zu Luthers Zeiten. Und leicht kann die allgemeine Stimmung kippen. Dann kann der Blick in die Zukunft sehr düster aussehen.

Dabei übersehen wir leicht, wie viele Apfelbäumchen längst gepflanzt sind. Wie viel an vielen Stellen schon getan wird. Dass viele der Bäumchen längst Frucht tragen. Und dass wir jetzt an der Reihe sind, den Obstgarten für die nächsten Generationen anzulegen. Wenn der Weltuntergang wieder einmal ausbleibt.

Evangelischer Pfarrer Jürgen Reichel, Würzburg St. Johannis