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Wort zum Wochenende

Ein Licht als Zeichen der Hoffnung

Die rabbinischen Schriften betonen jedoch nicht den Kampfgeist, so Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Chanukka ist für Juden kein hoher Feiertag, sondern ein Halbfeiertag, da er nicht auf biblische Gebote, sondern historische Ereignisse zurückgeht. Auf den ersten Blick ändert sich nichts an der Betriebsamkeit des Alltags, Kinder und Jugendliche haben jedoch Schulferien und viele Firmen einen Abend des gemeinsamen Kerzenanzündens im Kreise der Kollegen. An öffentlichen Plätzen werden Leuchter aufgestellt – so auch außerhalb Israels, zum Beispiel am Brandenburger Tor in Berlin. Das Lichterfest findet somit nicht nur im engsten Kreis der Familien und im Rückzug der eigenen vier Wände statt. Das Licht als Zeichen der Hoffnung hat eine Strahlkraft, die die Gesellschaft vereint, statt sie zu vereinzeln. Und das ist von großer Bedeutung, denn dieses Jahr beginnt das jüdische Lichterfest, während 136 Geiseln der Hamas noch immer in Gefangenschaft sind. Wir lassen sie nicht alleine. Jüdische Solidarität ist ein existenzielles Gebot.

Das eigentliche Wunder von Chanukka war, den Kräften und Einflüssen, die die Assimilation der Juden erzwungen, Widerstand zu leisten. Die rabbinischen Schriften betonen jedoch nicht den Kampfgeist, sondern das Wunder, nämlich das Licht, welches die Dunkelheit überdauerte.

An den Abenden des Lichterfestes treffen sich die Familien zu Hause und entzünden immer ein neues Licht an der Chanukkia – bis alle acht Kerzen brennen. Der Leuchter soll nach außen sichtbar aufgestellt werden, üblicherweise auf dem Fensterbrett. Auch in Deutschland sieht man in der Nachbarschaft die Chanukkia leuchten, an den Abenden in jenen Häusern, in denen die Menschen keine Angst haben, als Jüdinnen und Juden ausgemacht zu werden. Oder die es der Angst zum Trotz tun. Jede selbstverständliche Religionsausübung ist ein Schritt in Richtung „Normalität“. Und unter Normalität begreife ich die Erfahrung eines absehbaren und ritualisierten Alltags. Diese Erfahrung ist vielen Jüdinnen und Juden in den letzten Wochen seit dem 7. Oktober entrissen worden.

In einigen jüdischen Familien klafft eine große Leere, nämlich dort, wo Angehörige als Geisel verschleppt oder ermordet wurden. Andere Familien konnten ihre aus der Geiselhaft befreiten Angehörige, Kinder und Alte, wieder in die Arme schließen und im Licht zurückwissen. Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist in Gedanken und in ihren Gebeten bei allen Betroffenen des entfesselten Terrors der Hamas.

Dass wir uns trotz aller Widrigkeiten niemals entmutigen lassen und unsere jüdische Gemeinschaft in Deutschland begeistert zum neuen Blühen führen wollen und auch werden – darüber dürfen wir uns gemeinsam von Herzen freuen.

Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland