Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Wort zum Wochenende

Erinnerung

Erinnerungsgeschichten helfen zu reflektieren, so Pfarrerin Susanne Wildfeuer.

Biblische Geschichten sind geteilte Erinnerungen. Sie erzählen von Erlebnissen und Erfahrungen, die Menschen in ihrem Leben machen. Sie erinnern an Gutes und Schönes, aber auch an persönliches Versagen, an Leid, an Tod. Diese Erinnerungsgeschichten sind ein Schatz. Sie haben Menschen über Generationen hinweg bis heute durchs Leben begleitet und geholfen, wenn neue Aufgaben und Herausforderungen anstanden.

Wie in den biblischen Geschichten wirken auch in unserem Alltag und in unserem Zusammenleben Erinnerungen weiter. Wir erinnern uns an die erste Mondlandung, den Gewinn der Fußballweltmeisterschaft, die friedliche Revolution und Öffnung der Grenze. Solche Erinnerungsmomente, die wir miteinander teilen, setzen Energie für uns als Gemeinschaft frei, ermutigen und motivieren uns auch heute. Erinnerung an Vergangenes wirkt sich auf unser Denken und Tun in der Gegenwart aus, im Persönlichen und in der Gesellschaft.

Heute wird der DenkOrt Deportationen am Würzburger Hauptbahnhof durch weitere Gepäckstücke ergänzt. In der Feierstunde steht auch das Erinnern im Mittelpunkt. Der DenkOrt erinnert an die Menschen jüdischen Glaubens aus unterfränkischen Dörfern und Städten, die in den Jahren 1941 bis 1944 in die Konzentrationslager im Osten deportiert und dort ermordet wurden. Ein einziges Gepäckstück durften sie auf ihre Fahrt in den Tod mitnehmen.

Die Gepäckstücke aus Stein, Metall oder Holz am DenkOrt Deportationen erinnern an Menschen, die einst Mitbürgerinnen und Mitbürger waren, Nachbarinnen und Nachbarn, Freundinnen und Freude. Und sie erinnern an deren grausames Schicksal, das nicht verhindert wurde, weil zu viele zu der Zeit, zu der Hilfe noch möglich gewesen wäre, weggesehen und geschwiegen haben.

Der DenkOrt Deportationen erinnert an Vorurteile, Desinteresse und Tatenlosigkeit von einst, die millionenfach Leid und Tod gebracht haben. Diese Erinnerung braucht es: Weil das Vergessen eine zutiefst menschliche Eigenschaft ist, immer bereit, Schlimmes zu verharmlosen und es zu wiederholen.

Erinnerungsgeschichten helfen zu reflektieren, wie wir mit den Aufgaben der Gegenwart und Zukunft umgehen können. Die biblischen Erinnerungsgeschichten können uns darin bestärken, weil sie von dem großen Zusammenhang erzählen, in den unser Tun eingebettet ist: Von Gott, der sich immer an uns Menschen erinnert und von Menschen, die aus der Erinnerung an Jesus Christus Schuld annehmen können und Hoffnung für die Zukunft gewinnen. Wo wir unsere Erinnerung mit Gott und seiner Erinnerung verbinden, erhalten auch wir die Kraft, Verantwortung für die Menschen zu übernehmen, die hier und anderswo unseren Beistand brauchen.

Autor: Susanne Wildfeuer, Schulreferentin und Pfarrerin