„Ich möchte etwas zurückgeben“ – diese oder ähnliche Aussagen hörte ich in letzter Zeit öfter. Da wird jemand gefragt, warum er/sie einen Einsatz für Bedürftige erbracht oder eine beachtliche Summe für Not Leidende oder den Schutz der Natur gespendet hat. „Ich wollte damit etwas zurück geben!“ Mag diese Aussage dem einen oder der anderen wie eine Floskel vorkommen, für mich sagt sie mehr! Hinter dieser Aussage sehe ich eine Haltung, die mir bedeutend erscheint: Da erkennt jemand an, dass er beschenkt ist, so einiges bekommen hat, das ihm zu einem guten Leben verhilft, dass er nicht nur aus eigener Kraft einen gewissen Wohlstand erreicht hat und ein – bei allen Herausforderungen – gutes Leben führen kann. Diese Haltung ermöglicht einen realistischen Blick auf das eigene Leben: Allein aus mir selbst heraus wird mein Leben nicht gelingen. Ich habe in der Vergangenheit vieles von anderen bekommen: von Eltern, in der Herkunftsfamilie, von Lehrerinnen und Lehrern, von Freundinnen und Freunden, Menschen, mit denen ich mein Leben geteilt habe und die mir etwas (mit-)gegeben haben, vom Leben, von Gott. Wenn ich so auf mein Leben schauen kann, dann kann ich mich auch öffnen für andere, v.a. für die, denen das Leben eben nicht so gut mitgespielt hat, die Schweres durchstehen mussten, die Wunden und Narben davon getragen haben, die ihre Fähigkeiten und Talente nicht gut entfalten konnten, die ein schweres Schicksal mit sich tragen, die…
„Ich möchte etwas zurück geben“, in dieser Haltung steckt auch ein Grund für Großzügigkeit, für die Bereitschaft zu teilen oder auszuteilen. An diesem Sonntag begeht die katholische Kirche den „Sonntag der Weltmission“. Manche bezeichnen ihn auch als „Solidaritätstag der Weltkirche“. In den Gottesdiensten wird für das kirchliche Hilfswerk „missio“ gesammelt, das mit Partnern vor Ort unterschiedliche Projekte z.B. Ausbildung von jungen Menschen, Seelsorge, Bewahrung der Schöpfung, Hilfe bei Katastrophen u.a. in Afrika, Asien und Ozeanien durchführt. (Für Lateinamerika gibt es das Hilfswerk „Adveniat“!) Und auch hier hat die Aussage „Ich will etwas zurück geben“ eine große Bedeutung für mich. Historisch betrachtet ist unser westlicher Wohlstand auch auf der Ausbeutung vieler Länder und Menschen aus dem globalen Süden aufgebaut bis heute! Hier können wir durch unsere Zuwendung zu ihnen versuchen, etwas zurück zu geben und damit wieder gut zu machen. „Ich werde etwas zurück geben!“
Rainer Zöller, Pastoralreferent i.R., Waldbüttelbrunn

