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Wort zum Wochenende

Glaubensbekenntnis

Aber eigentlich ist ja jeder Sonntag Ostern, so Erzpriester Martinos Petzolt.

Auch beste Freunde entdecken gegenseitig immer wieder einmal neue Aspekte und wundern sich vielleicht sogar, wie sehr der andere so gut Bekannte doch auch etwas unbekannt ist. Dass Christen sich in der Fastenzeit befinden, in einer Woche Palmsonntag und Schulferien haben und bald Ostern feiern, weiß wahrscheinlich jeder unabhängig von seiner Konfession. Dabei stimmt das nur für die westlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften. Alle orthodoxen und orientalischen Kirchen, von denen es allein in Würzburg sechs Pfarreien gibt, haben mit der Fastenzeit noch nicht einmal angefangen und stehen noch vor dem Karneval. Entsprechend fällt das orthodoxe Ostern in diesem Jahr erst auf den 5. Mai.

Einem gemeinsamen Zeugnis der Christen vor der Welt, der Nicht-christlichen sowie der ungläubigen Welt tut das nicht gut. Das haben schon die frühen Christen so gesehen und deshalb das erste weltweite Konzil 325 einberufen, um den damaligen Osterfeststreit zu klären. Im kommenden Jahr hat dieses Konzil nicht nur ein Jubiläum, Ostern fällt dann sogar für alle Christen weltweit endlich wieder einmal auf denselben Tag. Das wird hoffentlich Anlass sein, gemeinsam über ein künftig gemeinsames Ostern nachzudenken.

Aber eigentlich ist ja jeder Sonntag Ostern, Feiertag der Auferstehung Christi und Vergewisserung aller Gläubigen ihrer eigenen Auferstehung mit Christus zum Ewigen Leben. Jeweils am achten Tag versammelten sich die Apostel, einmal ohne ihren Kollegen Thomas, einmal mit ihm, und jedes Mal trat der auferstandene Jesus in ihre Mitte und zeigte ihnen seine Gegenwart. Genau dies geschieht in allen Kirchen auf der Welt, wenn sich die Christen am Sonntag versammeln und Christus in ihrer Mitte gegenwärtig wird, im Hören seines Wortes und im Brechen des Brotes. Und trotzdem ist es gut, dass sich im Laufe der Jahrhunderte das jährliche Osterfest herausgebildet hat, und dass in einzelnen Stationen über die Karwoche verteilt des Leidens, des Verrats, der Kreuzigung, der Grablegung und der Auferstehung am dritten Tag ausführlich gedacht wird.

Dass in dieses Drama auch noch Weihnachten hineinfällt, genauer gesagt der Beginn der Menschwerdung Christi neun Monate vor seiner Geburt, ist sicher kein Mißgeschick kirchlicher Regie, sondern zeigt, wie sehr alles zusammengehört in dem einen Heilswerk Gottes von der Schöpfung der Welt bis zur Wiederkunft Christi, dessen Stationen in dem einen großen Glaubensbekenntnis der Kirche aufgezählt werden. Dasselbe erste Konzil, das den gemeinsamen Ostertermin aller Christen entschieden hatte, hat allen Christen auch dieses gemeinsame Glaubensbekenntnis geschenkt. Lebendig aber wird der Glaube, wenn er nicht in Lehrsätzen herunter gelesen, sondern in vielen Stationen und Festen im Kirchenjahr in allen Kirchen gefeiert wird.

Erzpriester Martinos Petzolt ist griechisch-orthodoxer Pfarrer der Gemeinde „Drei hl. Hierarchen“ von Würzburg.