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Wort zum Wochenende

Gras darüber wachsen lassen?

Die Bibel bietet uns deshalb einen anderen Lösungsansatz so Pfarrer Helmut Dummert

„Am besten, du wartest, bis Gras darüber gewachsen ist.“- Sie kennen diesen Rat bestimmt oder haben ihn vielleicht sogar selbst schon weitergegeben. Man geht davon aus, dass etwas Schlechtes einfach nur Zeit braucht, um wieder vergessen zu werden.

In Christoph Lehmanns „Politischem Blumengarten“ von 1639 wird dieses geflügelte Wort zum ersten Mal erwähnt und erklärt: „Wer große (Baum)stümpfe will auswurzeln, der verdirbt das Geschirr und tut sich selbst weh; es ist besser, man lässt das Gras drüber wachsen.“

Aber kann man einfach Gras darüber wachsen lassen über Gemeinheiten und schlimmen Verletzungen?

Aus großen „Baumstümpfen“, also aus schweren Belastungen, schlagen ja immer wieder noch frische „Triebe“ aus. Das bleibt ja alles nicht einfach „unter dem Gras“ und vergeht.

Die Erfahrung, dass tiefe seelische Wunden nicht ohne weiteres heilen, sondern immer wieder aufbrechen und ein Leben lang beschäftigen können, steckt auch in dem Sprichwort: „Wenn über eine dumme Sache nun endlich Gras gewachsen ist, kommt sicher ein Kamel gelaufen, das alles wieder runterfrisst.“-

Die Bibel bietet uns deshalb einen anderen Lösungsansatz an: statt nur zu vergessen, versuche es doch mal mit Vergebung. Damit hat sich freilich noch lange nicht alles von selbst erledigt! Vergebung ist zunächst der große Schritt Gottes auf mich zu – verbunden mit der Bitte: Gib mir doch deine Last ab. „Ver-gib“ sie an mich. Ich, dein Gott, kann tatsächlich Baumstümpfe mitsamt der bitteren Wurzel bei dir ausreißen.

Aber nun kommt noch der zweite Teil, den ich selbst tun muss, nämlich auch bei den betreffenden Menschen um Vergebung zu bitten und alles offenzulegen. Und dabei muss ich möglicherweise auch damit rechnen, dass man mir nicht vergeben will. Aber weil die Bibel weiß, was gesund ist, empfiehlt sie uns allen ganz dringend: „Vergebt euch untereinander, so wie Christus euch vergeben hat.“-

Am Mittwoch feiern die evangelischen Christen den Buß- und Bettag. Zugegeben, in der Öffentlichkeit hat dieser Tag kaum mehr Gewicht. Er wurde ja vor 29 Jahren als Feiertag abgeschafft. Aber so ein Tag, wann immer wir ihn bei uns feiern, könnte jederzeit großes Potenzial entfalten. Denn ehrliche Umkehr und neue Navigation bringt konstruktive Kräfte für das Leben. So erst kann wirklich Gras drüber wachsen und selbst das größte Kamel kann kommen und alles Gras runterfressen. Aber mir kann nichts mehr geschehen. Die Sache ist bereinigt, die Wunde geheilt, das Kamel ist satt. Ich kann wieder lachen. Gott sei es gedankt!

Helmut Dummert, Pfarrer der evang. Gnadenkirche, Sanderau
(mit inspirierenden Gedanken von Gerhard Engelsberger)