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Wort zum Wochenende

Ich steh´ vor dir mit leeren Händen

So halten wir uns an seiner Zusage fest und können dann im Leben und hoffentlich am Ende getrost loslassen, so Pfarrer Frank Hofmann-Kasang.

„Am Ende bleibt dir noch ein Nachtkästchen und ein Nachthemd“, so hat meine Schwiegermutter immer mal wieder gesagt. Sie war Krankenschwester und kannte dieses Bild aus häufiger Anschauung, bis sie es zuletzt aus der Innenperspektive erleben musste.

Ja, wenn wir in Gedanken Schritt für Schritt all das abziehen, was wir meinen so zu haben oder zu sein, was unserem Leben scheinbar Halt und Wert gibt, bleibt letzten Endes neben der puren Existenz … einfach nichts mehr.

Und es ist erstaunlich, dass im Ersten Testament in der Bibel einzig das „Nichts“ der oder die Gegenspieler:in Gottes ist. Es ist nicht das Böse oder gar der Teufel, sondern es ist das absolute „Nichts“, die völlige Auslöschung.

„Was sind wir doch? Was haben wir auf dieser ganzen Erd, das uns, o Vater, nicht von dir allein gegeben werd?“ so schreibt Paul Gerhardt, der nun nicht im Verdacht steht, diese Worte in romantisch sorgloser Zurückgezogenheit gedichtet zu haben. Er war vielen persönlichen und politischen Krisen ausgesetzt und dennoch kann er nur zu dem einen Schluss kommen: Alles aus Gott, nichts ohne ihn.

Der 104. Psalm beschreibt das so: Verbirgst du (Gott) dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub. Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen.

Das Leben und die völlige Auflösung stehen also einander gegenüber und wir haben Angst davor.

Doch Gottglaubende setzen allein auf die lebenspendende Zuwendung Gottes. Er hat jede:n als sein Gegenüber geschaffen und wir wissen, dass wir bei ihm nicht ins Nichts aufgelöst werden.

So halten wir uns an seiner Zusage fest und können dann im Leben und hoffentlich am Ende getrost loslassen.

Vielleicht hilft eine kleine Gedankenübung, die wir von Zeit zu Zeit ausüben können.

Morgens sich alleine hinsetzen und die eigenen leeren Hände ansehen; dann in Gedanken die letzte Zeit überdenken und die Begegnungen und Geschehnisse entdecken, die mir unerwartet und unerwartbar etwas Besonderes haben zukommen lassen, das ich so nicht habe machen können – das gilt auch für die eigene Biographie und die großen Weichenstellungen im Leben. Wo entdecke ich den Segen und die Zuwendung Gottes, der jeder und jedem von uns in der Taufe zugesprochen hat: „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“?

Dann kann es mir gelingen Paul Gerhardts Text nach zu buchstabieren, dankbar das zu sehen und zu genießen, was mir an Gutem zukommt, was ich aktiv an Gutem tun kann, aber auch getrost loslassen zu können, was ich nicht halten kann; die leeren Hände im Blick.

Pfarrer Frank Hofmann-Kasang, Kirchengemeinde Estenfeld, Kürnach, Mühlhausen