Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Wort zum Wochenende

Multitasting

Im Sommer in einem kleinen Dorf südlich von Sparta fuhr ein Grieche auf seinem Motorrad über die Hauptstraße, so P. Martinos Petzolt.

Im Sommer in einem kleinen Dorf südlich von Sparta fuhr ein junger Grieche auf seinem Motorrad über die Hauptstrasse, freilich ohne vorgeschriebenen Helm; aber das ist da nichts außergewöhnliches, wo die letzte Polizeistation schon seit Jahren den Spardiktaten des Internationalen Währungsfonts zum Opfer gefallen ist. Im Mund steckte die obligatorische Zigarette, während er mit dem Handy am Ohr telefonierte, aber er hielt auch noch einen Kaffeebecher mit dem bekannten griechischen Frappé in der Hand und konnte trotzdem noch Gas geben und mit seinem Zweirad fahren. Eine wirklich erstaunliche Fähigkeit. Multitasting in extremer, wenn auch illegaler Version. Wenn man sich so verzettelt, kann man dann überhaupt noch den Tabak oder den Kaffee genießen, kann man wirklich dem Freund am Telefon sorgfältig zuhören, kann man noch auf den Verkehr und seine Risiken achten? Wäre es nicht besser, alles der Reihe nach und gründlich nacheinander zu tun als nur halbe Sachen schlecht zu machen und dann vielleicht sogar noch zu verunglücken oder gar jemandem anderen zu schaden? Eigentlich keine Frage, sondern eine Selbstverständlichkeit. Vor allem erwartet doch das Gegenüber im Gespräch am Telefon ganze und ungeteilte Aufmerksamkeit. Nimmt man einen Dialogpartner ernst, wenn man gleichzeitig an andere Dinge denkt oder währenddessen ganz andere Sachen tut?

Eins nach dem anderen und alles bewusst und mit Konzentration zu tun klingt plausibel und gut. Aber wie soll man die Aufforderung des Apostels Paulus verstehen: „Betet ohne Unterlass“ (1Thess 5,17). Schon das gelegentliche Beten wird als eine Anstrengung oder gar eine Zumutung empfunden. Wie soll man denn ständig beten, wenn man doch auch arbeiten muss, sich mit Menschen unterhält, isst und auch regelmäßig schläft? Ist da nicht doch ein gewisses Multitasting gefordert, das gleichzeitig den Dialog mit Gott und die tägliche Arbeit miteinander verbindet? Oder noch einfacher, ist es nicht auch Gebet, das ganze Leben in der Gegenwart Gottes zu führen und in der Gegenwärtigkeit des täglichen Lebens und Miteinanders die Anwesenheit Gottes zu erleben? Wer behauptet denn Gott als lebensfremd, als inkompatibel mit dem alltäglichen Leben? Und wer hält das Gebet für außerordentlich, steril und fern jeder praktischen Lebensäußerung? Warum sollte nicht das eine parallel zum anderen realisierbar sein? Geistliches Multitasting funktioniert, wenn die geistliche und göttliche Wirklichkeit die weltliche und alltägliche Wirklichkeit durchdringt und das Gebet nicht wie etwas lebensfremdes, wie ein Fremdkörper verstanden wird.

Das scheint nicht gerade einen engen Bezug zum rauchenden, kaffeetrinkenden, telefonierenden Motorradfahrer zu haben. Aber seine Gelassenheit, seine Unbeschwertheit und seine Fröhlichkeit kann ansteckend und befreiend wirken. Und in Wirklichkeit geht oft mehr zusammen als man ahnt.

P. Martinos Petzolt