Neues Licht
„Es war himmlisch“ sagt die neunjährige Hanna am Ende der „Kreuzwerkstatt“ mit dem Künstler Ludger Hinse. Zusammen mit ihren Mitschülern von der Grundschule Stadtmitte hat sie ihr ganz persönliches Lichtkreuz gebastelt. Stolz trägt sie das kleine Kreuz nun an einem Bändchen um den Hals.
„Himmlisch“ - das ist doch wirklich ein tolles Kompliment für Ludger Hinse und für seine „Himmelsleiter“, das farbenfrohe Lichtkreuz in der Kirche Stift Haug, in dem sich der Betrachter gleich mehrfach spiegeln kann, wenn er sich unter das Kreuz stellt und nach oben schaut.
Mit dem Kreuz aufsteigen in den Himmel – diese Botschaft ist hoffnungsvoll, aber für viele auch provozierend:
Ist es nicht eher so, dass uns das Kreuz niederdrückt? Dass es Erfahrungen im Leben eines jeden Menschen gibt, die das Leben durchkreuzen und es schwer machen?
Kreuzwegerfahrungen gibt es viele: Unschuldig verurteilt zu werden, verspottet, mit Lasten beladen, bloß gestellt. Oft laden wir das Kreuz auch selbst auf uns: Dann fühle ich mich verantwortlich für alles und jeden um mich herum, ich mache mir zu viele Gedanken und lasse zu, dass Sorgen und Probleme anderer mein eigenes Leben schwer machen. Ich stelle einen zu hohen Anspruch an meine eigenen Leistungen und setze damit mich selbst oder andere unter Druck: Eine Last, die mich tatsächlich „runter zieht“, klein macht und drückt.
Für mich sind die Kreuze des Künstlers Ludger Hinse, die in dieser Fastenzeit in vielen Würzburger Kirchen zu sehen sind, tatsächlich ein Fingerzeig. Sie sagen mir: Kreuz und Leid sind im Leben nicht unumgänglich. Aber es kommt darauf an, wie ich damit umgehe. Mein Standpunkt, meine Einstellung ist entscheidend.
Die Kreuze von Ludger Hinse ändern ihre Farbe. Je nachdem von welcher Seite ich darauf blicke, leuchten die Farben, strahlt helles Rot oder Orange auf mich und in den Raum. Oder aber das Kreuz nimmt sich ganz zurück, wird durchsichtig, durchlässig und zeigt mir nur noch dezente Konturen. Dann wird das Kreuz zu einer Leiter, die den Weg zum Himmel weist. Diese Botschaft baut mich auf und lässt mich hoffen.
Viele Menschen haben sich schon von diesen Lichtkreuzen ansprechen lassen. Vielleicht machen auch Sie sich in den nächsten Tagen auf den Weg, um sich die Kunstwerke in den verschiedenen Kirchen anzusehen und sie auf sich wirken zu lassen.
„Neues Licht“ möge dabei auf Sie und Ihr Leben fallen und all das erleuchten, was ihr Leben „durchkreuzt“.
Und vielleicht blitzt dabei ja auch ein wenig „Himmel“ oder „Himmlisches“ auf – ich wünsche es Ihnen und mir.
Alexandra Eck
Gemeindereferentin
Referentin für City- und Dombesucherpastoral, Würzburg