Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Nur für Liebesbriefe!

Religion will Menschen zum Lächeln und zum Leben und zum Lieben bringen, so Pfarrer Jürgen Dolling.

Nur für Liebesbriefe!

Verkehrstechnisch steht er günstig. Täglich gehen viele Menschen in der Augustinerstraße an diesem Briefkasten vorbei. Dass jemand auf die Klappe mit schwungvoller Handschrift "Nur für Liebesbriefe!" geschrieben hat, das ist ungewöhnlich. Vielleicht hat ja der Standort unmittelbar vor der Mädchenschule der Ursulinen ursächlich dazu beigetragen? Jugendliche sollen sich ja durchaus noch analog ausdrücken können, nicht nur digital in den sozialen Netzwerken. Oder die freie gelbe Fläche hat einfach jemanden dazu gereizt, sie sinnvoll zu beschriften. Gut, dass niemand die Schrift entfernt hat. Sie sollte auch dort bleiben. Denn es ist eines der schönsten und reizvollsten Dinge im Leben: Liebesbriefe schreiben. Keine Rechnungen, keine Kündigungen, keine Hassbotschaften. Ob sich die Menschen davon beeinflussen lassen? Nachprüfen lässt es sich nicht. Für den Inhalt des Briefkastens gilt schließlich das Postgeheimnis. Zumindest aber löst sie ein Lächeln aus, die Aufschrift auf dem Briefkasten. Religion hat eigentlich denselben Sinn und Zweck. Menschen zum Lächeln und zum Leben und zum Lieben zu bringen. Und Gott ist dafür der Ursprung. In der Bibel heißt es: "Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm." (1. Johannes 4, 16). Das Geheimnis Gottes ist also nicht nebulös, sonder es ist durch Liebe qualifiziert. Gott ist die Liebe! Martin Luther, zu dessen Zeiten es noch keine vergleichbaren Briefkästen gab, verwendete in einer Predigt am 15. März 1522 einen anderen schönen Vergleich: „Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe, der da reichet von der Erde bis an den Himmel.“ (WA 10 III, 55-58). Egal ob Backofen oder Briefkasten, in jedem Fall gilt: Wir sollten mehr lieben. Ob wir das tun, das liegt an uns. Jedes Lächeln hilft dazu. Wer immer die Briefkastenklappe beschriftet hat, er hat uns mit einem guten Werk daran erinnert.

Jürgen Dolling, Gemeindepfarrer an der Evang.-Luth. Dekanatskirche St. Stephan in Würzburg.