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Wort zum Wochenende

Die Welt braucht Buße

Es ist gut, wenn darüber gesprochen und gestritten wird, so Dekan Dr. Wenrich Slenczka

Die Zeit vor Ostern, die Passionszeit ist eine Zeit der Buße. Das scheint nicht mehr zeitgemäß zu sein. Kann man noch von Buße reden? Soll man Buße einfordern? Wer Buße von anderen einfordert, erklärt sie für schuldig. Außerdem sieht es so aus, als würde man nur von anderen Buße fordern, aber nicht von sich selbst. In der Bergpredigt aber hat Jesus gesagt: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werden.“

Dennoch braucht die Welt Buße. Denn Schuld gibt es. Das darf man nicht abstreiten oder vertuschen. In dieser Woche ist das Gutachten der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Diözese Würzburg erschienen (dieser Artikel musste vor der Veröffentlichung des Gutachtens verfasst werden). Da lässt eine Kirche unabhängig untersuchen, was in ihrer Verantwortung an Schuld geschehen ist und wie damit umgegangen wurde. Das ist schon ein Schritt zur Buße, weil man damit eingesteht, dass Schuld in den eigenen Reihen vorliegt. Das ist bereits in beiden Kirchen verschiedentlich geschehen. Die Diskussion, ob es richtig gemacht wird, ist groß.

Es ist gut, wenn darüber gesprochen und gestritten wird. Denn nur das kann den Umgang mit der Schuld und mit den Betroffenen verbessern. Es hilft auch denen, die noch an ähnlichen Gutachten arbeiten oder arbeiten sollten. Wie viel ist da noch aufzuarbeiten: in den Kirchen, aber auch in Staat und Gesellschaft. Denn Missbrauch und Misshandlung kennen keine institutionellen Grenzen. Sie sind Verbrechen, die in allen Bereichen der Gesellschaft vorkommen und überall gerne vertuscht und verborgen werden. Das entschuldigt niemanden und relativiert nichts. Jede einzelne Tat dieser Art ist ein Verbrechen.

Auch mit einem Gutachten ist die Aufarbeitung mit den Betroffenen noch nicht beendet. Denn die Betroffenen leben auch nach dem Gutachten mit dem weiter, was sie erleben mussten und was sie weiterhin traumatisiert. Sie brauchen die Anerkennung und die Unterstützung der Institutionen, in denen sie dieses Leid erfahren haben. Und sie brauchen die Anerkennung und Unterstützung der ganzen Gesellschaft. Das gehört zur Buße dazu.

Es ist keine Verantwortung, wenn man sich herausredet und Schuld auf andere schiebt. Die Kirchen haben die Pflicht zur Buße. Es ist keine Anteilnahme, sich aus der Verantwortung für betroffene Menschen auszunehmen oder seine Institutionen schnell zu verlassen.

Buße ist leider für alle hochaktuell – nicht nur in diesem Zusammenhang. Sie zeigt nicht mit Fingern auf andere, sondern nimmt die eigene Verantwortung wahr. Im Blick auf die Betroffenen von sexualisierter Gewalt ist der Weg der Buße noch weit. Aber er muss jetzt beschritten werden. Gerade deshalb ist Buße so aktuell. Sie endet auch nicht mit der Passionszeit.

Vielleicht ist dieser Artikel für manche schwer erträglich, ob sie betroffen sind oder nicht. Das Thema ist schwer erträglich auch für den, der diese Zeilen schreibt. Aber jetzt davon zu schweigen, ist nicht möglich. Auch dieser Beitrag ist Buße.

Dr. Wenrich Slenczka, Dekan vom Evang. Luth. Dekanat Würzburg.