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Segen für alle

Martinos Petzolt zur Wasserweihe in der Griechisch-orthodoxen Kirche. Mehr...

Segen für alle

von p. Martinos Petzolt

Jedes Jahr ist es wie ein großes Volksfest, wenn in Griechenland die ganze Bevölkerung zum Strand oder Fluss zieht, um in Erinnerung an die Taufe Christi im Jordan die orthodoxe Wasserweihe am 6. Januar zu feiern. Während der Klerus in goldenen Gewändern betet, die Sänger in schwarze Umhänge gekleidet sind, die Ministranten Kerzenleuchter, Fahnen und Weihrauch halten, die Gemeindevorsteher eine große geschmückte Ikone tragen und uniformierte Offiziere ein Ehrenspalier bilden, steht daneben in eigentümlichem Kontrast eine Gruppe junger Burschen in Badehosen. Denn diese warten nur darauf, dass der Bischof oder Priester ein goldenes Kreuz in das winterliche Wasser wirft, um die Gewässer und die ganze Natur zu segnen. Dann springen sie dem Kreuz hinterher in die Fluten, um schwimmend und prustend das Kreuz zu fischen. Wer es als erster ergreift und zurückbringt, wird nicht nur gesegnet und von allen gefeiert, sondern erhofft auch besonderes Glück im gerade begonnenen neuen Jahr.

Auch in Istanbul, welches von Meeresarmen umschlossen ist, pflegt das griechisch-orthodoxe Patriarchat diesen uralten Brauch. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, wie der offizielle Titel lautet, zieht mit dem gesamten Klerus und den letzten in der Stadt verbliebenen Griechen zum Bosporos, um auch in dieser alten römischen Kaiserstadt das Meer, die Natur und die ganze Schöpfung zu segnen. Und auch dort stehen Burschen in Badehosen am Kai, um dem Kreuz hinterher ins Wasser zu springen und dem Patriarchen zurückzubringen. Mittlerweile mischen sich unter die Griechen auch Türken, um mit ihren christlichen Freunden an dieser Mutprobe teilzunehmen.

Im vergangenen Jahr gelang es einem muslimischen Türken, am schnellsten zum Kreuz zu schwimmen und es zu ergreifen. Doch bescheiden wollte er es einem griechichen Freund weiterreichen, damit der es zum Patriarchen bringt und ein Geschenk als Belohnung und Segensgabe empfängt. Doch niemand der Griechen wollte ihn ersetzen, er sollte selbst die Ehre des Siegers haben und neben dem Patriarchen photographiert werden. Auch die griechischen Hierarchen sahen kein Hindernis, aus der Hand eines türkischen Jungen das Kreuz der Wasserweihe zu empfangen und ihn zu segnen und zu belohnen.

Der in einer Höhle geborene und im Jordan getaufte Christus möge Menschen alle segnen für ein gutes und glückliches Neues Jahr 2016.