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Vom Kreuz zum Leben

Das Kreuz erschließt sich denen, die sich auf das damit vergebene Versprechen des "ewigen Lebens" einlassen.



„Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ So lautet das biblische Wort für den Palmsonntag, mit dem die Karwoche eingeleitet wird. Und nicht nur in der Passionszeit wird diese Formel ganz selbstverständlich zitiert.
Aber soll das nun wirklich heißen: Jesus muss am Kreuz erhöht werden, also sterben, damit wir leben? Zugegeben, das klingt zunächst irritierend und irgendwie verdreht. So dachten wohl auch jene Eltern, die vor Jahren die Kreuze aus den Klassenzimmern verbannen wollten. Damit waren sie allerdings in prominenter Gesellschaft: Auch von Johann Wolfgang von Goethe wird erzählt, er habe den Anblick des Gekreuzigten gemieden. War doch das Abbild des Gescheiterten und des geschundenen Körpers in seinen Augen „das Widerwärtigste unter der Sonne“.
Starke Worte. Aber womöglich hatte Goethe damit mehr vom Kreuz verstanden als so mancher von uns, der ganz unbedacht sein „Kreuzchen“ an der Halskette trägt. Das Kreuz ist - aller Praxis zum Trotz - eigentlich kein Schmuckgegenstand und erst Recht kein erhebender Anblick.
Das Kreuz ist tatsächlich der Ort des Todes. Und damit ist und bleibt es eine ungeheure Herausforderung - nicht nur für Christen: Zum einen erinnert es uns immer wieder an die unendlich Vielen, die bis heute überall auf der Welt „gekreuzigt“ werden. So verstanden ist es ein beständiger Hinweis auf das von Menschen verursachte Leid. Und als solcher geht es uns alle etwas an.
Zum anderen – und damit betreten wir den Bereich des Glaubens – ist dieses Kreuz für Christen ein Sinnbild für die Liebe Gottes: So sehr liebt er seine Menschen, dass er sich selbst so tief auf sie einlässt.
Wie bereits gesagt, dies ist ein Glaubenssatz. Er lässt sich nicht aus Formeln herleiten oder mit Experimenten beweisen. Seine „Beweiskraft“ erschließt sich aber denjenigen, die sich auf das damit gegebene Versprechen des „ewigen Lebens“ einlassen. Auf ein Leben, das nun – im Schatten des Kreuzes – nicht mehr gleichbedeutend ist mit dem unablässigen Streben nach Erfolg, Macht, Gesundheit. Und deshalb auch dort nicht endet, wo dies alles schwindet oder gar nicht mehr gegeben ist.
„Ewiges Leben“ meint also nicht mehr nur ein Leben „nach“ dem Tod, sondern ein Leben, das schon hier und jetzt beginnt und damit dem Tod und der Angst davor überlegen ist.



Pfr. Matthias Hörning, Billingshausen