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"Wir kommen alle, alle in den Himmel?"

Pfarrerin Kirsten Müller-Oldenburg macht sich Gedanken über den Fasching. Mehr...

„Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel – weil wir so brav sind“ in diesen närrischen Tagen werden diese Zeilen gern schunkelnd gesungen. Es wird gefeiert, getanzt, gelacht bis am Aschermittwoch „alles vorbei“ ist.

Mancher stolpert sicher darüber, dass in einer kirchlichen Rubrik über den Fasching geschrieben wird? Und wenn – sollte man sich aus christlicher Sicht dann nicht davon distanzieren?

Schauen wir genauer hin: „Fast-nacht“ – die Nacht vor dem Fasten, also die Nacht vor dem Aschermittwoch, dem Beginn der vierzigtägigen Fastenzeit, ist ein ursprünglich christlicher Brauch. Das Wort „Fastnacht“ stammt aus dem 13. Jahrhundert. Bevor „alles vorbei“ ist, hat man gemeinsam die Speisen verzehrt, die dann vierzig Tage verboten waren. Es gab und gibt natürlich die Zeiten, in denen die Ausschweifungen maßlos wurden, die Leute hemmungslos „die Sau rausließen“, die sie dann vierzig Tage nicht mehr essen durften. Wenn der Fasching verkommt und nur noch Ventil ist, um sich endlich von allen Zwängen des alltäglichen Lebens zu befreien und man sich komplett gehen lässt, ist das natürlich vorbei am eigentlichen Sinn dieser Zeit.

„Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel…“? In evangelischen Gegenden ist der Fasching weniger stark verbreitet als in katholischen. Martin Luther betonte, dass man sich das Himmelreich nicht durch Fastenzeiten verdienen muss – folglich ließ es dort auch niemand vorher noch mal richtig krachen. Aber in seinen Tischreden erleben wir seinen Humor und seinen Sinn für Essen, trinken und Genießen. So steht dem Fasching nichts entgegen. Im Gegenteil:

Beim Fasching geht es vor allem darum, sich zu maskieren und mal in eine ganz andere Rolle schlüpfen zu können. Alle Konventionen sind in dieser Zeit außer Kraft und die weltlichen Mächte werden abgesetzt. Karnevalsprinzenpaare werden statt dessen inthronisiert und herrschen mit Schalk und Witz. In der Bütt werden die Dinge humoristisch beim Namen genannt. Den Mächtigen und der Gesellschaft werden auf humorvolle Art der Spiegel vorgehalten und die Leviten gelesen. Der Fasching ist ganz und gar nicht nur inhaltslose Narretei, sondern ganz in der Tradition des Hofnarren kann hier scharfsinnig und scharfzüngig alles beim Namen genannt werden, was sonst vielleicht übersehen und überhört wird. Und auch die Büttenpredigt bringt freundlich und witzig, aber treffsicher aufs tapet, was angesprochen werden muss. Und das ist eine urchristliche Tradition, die schon auf Jesus zurückgeht

Pfarrerin Kirsten Müller-Oldenburg