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Wort zum Wochenende

„Zusammen ist man weniger allein“

Schön ist das Leben, wenn ich für andere da sein kann so Pfarrerin Christine Schlör.

Daniel Defoe schrieb den berühmten Roman „Robinson Crusoe“, über den einsamen Schiffbrüchigen, der viele Jahre weit abseits seiner Heimat leben musste. Erst nach vielen Jahren wird Robinson gemeinsam mit seinem Gefährten Freitag in sein Heimatland zurückgebracht. Defoe wollte mit seinem Buch nicht nur unterhalten, er wollte als hervorragender Pädagoge seinen Zeitgenossen zeigen, was es heißt, wirklich allein zu sein.

Denn um das Jahr 1700 galt es als Ideal, wenn man ganz für sich bleiben kann, im möglichst ungestörten Umgang mit sich selbst, die Hilfe anderer nicht braucht und von anderen wenig in Anspruch genommen wird.

Solche Einsamkeitsphantasien sind uns vermutlich fremd. Aber einen Punkt verstehe ich gut: bis heute fällt es mir schwer, Hilfe zu brauchen und anzunehmen. Das muss man lernen.

Natürlich klappt es oft, dass wir Hilfe annehmen können und selber helfen, wo wir gebraucht sind. Am besten funktioniert die Hilfe zur Selbsthilfe, eine Hilfe auf Augenhöhe, die den anderen Menschen nicht zum Hilfsempfänger degradiert, sondern ihm seine Würde bewahrt.

Daniel Defoe war in seinem zeitkritischen Roman auch ein Anwalt des biblischen Denkens. Robinson und Freitag sind uneingeschränkt füreinander da, beide setzen das Wort des Paulus in die Tat um: Einer trage des anderen Last. Das klingt leichter, als es ist. Der oder die Andere kann uns sehr fremd sein, oder uns zu nahe auf die Pelle rücken. Zusammenleben ist schön und schwierig zugleich, ob in Partnerschaft und Familie, im Ehrenamt oder in professionellen Hilfe-Berufen. Schon der große Theologe Karl Barth stellte in einer Predigt fest: „Oh, wie geht er dir auf die Nerven, der andere.“ Sehr nüchtern und realistisch, dieser Satz!

Daniel Defoe stellt sich auf die Seite des Paulus: jeder Christ soll mit seinen Begabungen für andere da sein, er darf aber auch die anderen und ihre Begabungen in Anspruch nehmen, denn niemand ist so reich, als dass er auf sich allein gestellt leben könnte.

Leben auf einer Insel ginge vermutlich am Leben vorbei. Schön ist das Leben, wenn ich für andere da sein kann und wenn auch die anderen für mich da sind. Ausgeübte Nächstenliebe ist eine wirksame Medizin für die eigene seelische Gesundheit. Helfen kann glücklich machen. Wer liebt, wird nicht ärmer, sondern reicher. Wichtig ist das gute Gleichgewicht von geben und nehmen. Eine gute Warnung vor zu viel Hingabe stammt von Konstantin Wecker: Wer nicht genießt, wird ungenießbar! In diesem Sinn wünsche ich uns ein gutes Lasten tragen, miteinander und füreinander.

Christine Schlör, evangelische Pfarrerin, zuständig für die Kirchengemeinden Fuchsstadt, Giebelstadt, Herchsheim